September 2015 und wieder geht es los: Überall das N-Wot, ausgeschrieben, Hashtag in Twitter, Überschrift von unzähligen Online-Artikeln.
Bayerns Innenminister Hermann sagt in der Talkshow „Hart aber Fair“ (ARD) über Roberto Blanco, dass dieser immer ein „wunderbarer N“ gewesen sei.
In den sozialen Netzwerken und Medien ist die Aufregung groß. Aber weniger über den CSU-Politiker oder darüber, dass Moderator Frank Plasberg dem ganzen keine klaren Grenzen zog (er selbst hatte sich äußerst rassistisch in der NDR Talkshow gegenüber Yared Dibaba verhalten und diesen mit dem Wort „N-Kuss“ auf den Kopf geküsst).
Die Aufregung geht mal wieder über Meinungsfreiheit, darüber, dass man mit der politischen Korrektheit übertreiben könne und dass das ja nicht böse gemeint sei, somit kein Problem sei.
Die Diskussion ist nicht neu, zur Kinderbuchdebatte hörte man die gleichen Argumente in sozialen Netzwerken und etablierten Medien.
Dazu mein Blogeintrag vom 30. Januar 2013, der auch im Buch „Anleitung zum Schwarz sein“ erschien (Seite 93, unrast Verlag, Anne Chebu):
Was das wahre Problem bei der „Negerkönig“-im-Kinderbuch-Debatte ist:
Ein Wort wird durch ein anderes ersetzt. Eigentlich kein großes Ding. Doch warum regt sich, gefühlt ganz Deutschland darüber auf?
Fordert Meinungsfreiheit und ist entrüstet, dass das Ursprungswerk verfälsch werden würde.
Die Kicherbuch-Debatte ist nicht neu. Neu daran ist nur eines, dass wir sie gewonnen haben. Seit Jahren versuchen wir, Verlage davon zu überzeugen, dass sie rassistische Begriffe rausnehmen sollen und jetzt ist es endlich so weit. Wirklich interessant und „neu“ an der Debatte ist nur eines, es lässt sich ganz wunderbar erkennen, wer die wahren Rassisten sind.
Denn für sie geht es um viel mehr als, dass ein Wort geändert wurde.
Für sie geht es darum, dass Minderheiten berücksichtigt werden, dass Menschen Rechte eingestanden werden, die diesen, ihrer Meinung nach, nicht zustehen.
Denn wenn sie ehrlich sind, finden sie, dass Zigeuner, Eskimos, Indianer und Neger gar nichts zu sagen haben. Und, dass das schon ganz gut so ist, wenn diese Minderheiten schon als Kind mitbekommen, dass sie weniger Wert sind als weiße Menschen.
Und dass es auch ganz gut und richtig ist, wenn kleine weiße Kinder mitbekommen, dass sie die Macht besitzen mit rassistischen Worten zu verletzten und wenn sie ihre weiße, arische, koloniale, wunderbare Geschichte kennen.Und genau deswegen schreien sie auf, bei dem Gedanken, dass man Worte entfernt, die Minderheiten verletzten, erniedrigen und ihnen von klein auf jegliches Selbstwertgefühl nehmen.
Dies gilt es zu verhindern. Mit allen (medialen) Mitteln.
Denn wenn die Gleichberechtigung schon im Kindesalter erlernt wird, wo soll das noch hinführen?
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Charles M. Huber sagte es im Interview auf
Deutschlandradio Kultur ganz treffend, es gibt keine Grund für eine erneute Diskussion über dieses Wort.
Danke Charles.
Leider stellen die Moderator*innen Anke Schaefer und Christopher Ricke unreflektierte Fragen, die einmal mehr zeigen, wie tief rassifizierende Denkmuster selbst in „aufgeklärten, toleranten“ Köpfen stecken. Dafür antwortet Charles M. Huber umso besser auf diese Fragen.